Das Bad als Kunstraum | geberit.de

Das Bad als Kunstraum

Foto: © Design Studios Breitenbach und Töchter

Wandtapeten sind aus dem Dornröschenschlaf erwacht – und liegen mittlerweile auch im Wellness-Bereich im Trend. Die Tapetendesignerin Gabriela Schütze-Leonhardt über die Kunst, Wände Geschichten erzählen zu lassen.

Sind das wirklich noch Tapeten? Die unterschiedlichen Farbnuancen eines abstrakten Sonnenaufgangs am Strand, Algen, die im Wasser tanzen, Lichtspiele auf einer Pinie in der Toskana – wie entstehen solche Kunstwerke für die Wand?

Ähnlich wie die Malerei erzählen auch unsere Tapeten Geschichten- wobei das Dekorative und der Raum im Fokus stehen. Wir zeichnen und fotografieren alles was uns inspiriert, suchen nach Materialien und Formen aus der Natur, nach besonderen Farben und Oberflächen im urbanen Raum. Für die Kollektion „Morgentau“ habe ich zum Beispiel auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland den Sand vom Strand für ein Tapetenmotiv verarbeitet. Das weiche Licht der späten Sommermonate erzeugte eine zarte Farbschichtung. Die räumliche Weite der Kollektion „Morgentau“ erinnert an einen wunderbaren Urlaub am Meer. Ein anderes Mal fühlte ich mich von einer alten Pinie in der Toskana inspiriert. Also zeichnete ich die Pinie in warmen Grüntönen mit pastelliger Kreide und Tusche. Der warme Sommerduft, tanzendes Sonnenlicht und das Zirpen der Grillen verwandelten sich in die Tapetenkollektion „Pinus“. Viele unserer Motive sind solche individuellen, persönlichen Momentaufnahmen. Ob wir nun frei entwerfen oder im Auftrag – unsere Handschrift ist immer deutlich erkennbar.

Foto: © Design Studios Breitenbach und Töchter
Foto: © Design Studios Breitenbach und Töchter
Foto: © Design Studios Breitenbach und Töchter

Was sehe ich auf der sattgrünen abstrakten Tapete „Meereszauber“?

Das ist der Blick auf einen See voller grüner Algen. Sie bewegen sich wie ein Wasserballett in der Sonne. Dieser Anblick inspirierte mich. Ich habe verschiedene Farbschichten Kreide, Pastell- und Aquarellfarbe, sowie Seidenpapier-Schichten aufgetragen. Um den Glanz der Wasseroberfläche zu betonen erhielt dieser Entwurf ein zartes Finish aus transparentem Wachs.

Wie arbeiten Sie mit den Kunden zusammen?

Als Tapetendesigner nähern wir uns auf verschiedene Art und Weise den Motiven an. Wir entwickeln Trends und hören zu, welche Wünsche und Sehnsüchte unsere Kunden antreiben. Tapeten transportieren Stimmungen und bilden ein Zusammenspiel mit dem Raum und den Gegenständen. Es ist eine Widerspiegelung der Persönlichkeiten, des Stils und der Lebensweise unserer Kunden. Grundsätzlich erfassen wir, welche Farbtrends generell eine Rolle spielen werden. Dann erstellen wir Moodboards, um Themen auszuwählen. Die Inspirationen entwickeln sich dann aus den Geschichten und Gegenständen des Alltags, alles was die Sinne wahrnehmen, wie das Gesehene, der Klang eines Musikstücks oder der Duft eines Parfüms. Oberflächen mit Strukturen sind ebenfalls eine Inspirationsquelle, wie die Natur mit all ihren unglaublichen Facetten. Diese Einflüsse sind essenziell und haben einen starken Einfluss auf unsere Tapetenkollektionen.

Der Trend zur Badtapete ist noch recht neu – waren Tapeten damals nicht kompatibel für den Nassbereich?

Sie waren nicht langlebig genug, schon gar nicht für Nassbereiche. Heute haben sich die technischen Möglichkeiten weiterentwickelt, es gibt Glasfaser-, Vlies- oder Vinyltapeten für den Badbereich. Ich persönlich bevorzuge Vliestapeten aus ökologischen Gründen. Ich finde auch, dass sie sich im Bad gut reinigen lassen, indem man sie einfach feucht abwischt.

Was ist die Herausforderung beim Entwerfen?

Wir haben ein sehr großes Portfolio an verschiedenen Design-Kollektionen, sowie einen sehr großen Erfahrungsschatz, das sind unsere Grundlagen. Die größte Herausforderung ist die tägliche Neugier an unserer Umwelt: Wie funktionieren Räume im Zusammenspiel mit Licht und Gegenständen des Alltags? Dazu gehören für uns auch Tapeten, die Kleidung der Wände.

Wie wichtig ist die Haptik bei Tapeten?

Absolut wichtig! Bei allem Materialien ist das so, von der Kleidung an unserem Körper bis zum Türgriff in der Hand – die Berührung muss wohlwollend sein, dem Menschen entsprechen. Daher können Oberflächen von Tapeten samtig weich, rau, glatt oder lackig glänzend sein. Die Funktion des Raumes steht im Vordergrund und ist entscheidend für die Wahl der Oberflächenstruktur. Gleichzeitig beeinflusst sie das Spiel der Farben und Motive und jongliert mit Kontrasten.

Die Tapete „POP-ART“ ziert Moiré-Effekte. Foto: © Design Studios Breitenbach und Töchter
Die luxuriöse Kollektion „GINKGO“ mit echten Blättern auf goldenem Grund. Foto: © Design Studios Breitenbach und Töchter

Welche farblichen Kriterien müssen sie erfüllen?

Es gibt keine farblichen Grenzen, immer vorausgesetzt es trifft den Geschmack unserer Kunden und passt zum Raumkonzept. Ein Popart-Bad mit starken Akzentfarben kann im Gesamtkonzept der Einrichtung super wirken. Selbst ein chromschwarzes Bad mit einem strahlendweißen Porzellan-Waschbecken und spezieller Ausleuchtung kann einen tollen Dialog eingehen. Wir erfassen immer zuerst, was den Kunden ausmacht, was er sich wünscht und wie der Raum genutzt werden soll. Dann geht alles.

Wird die Badtapete irgendwann zum Mainstream werden?

Ich denke ja. In Deutschland stehen die Wohnräume zwar noch stärker im Fokus – aber die Flexibilität und der Effekt einer Badtapete wird sicher zum Trend werden. Sie ist und bleibt ein Eyecatcher. Außerdem lässt sie sich einfach auswechseln und an die jeweiligen Lebensphasen mit all den unterschiedlichen Facetten anpassen. Mit 25 gestalte ich einen Raum ja anders als mit 50. Fliesen sind nicht ganz so flexibel im Austausch eines neuen Raumerlebnisses.

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